Während fast die ganze Welt durch die Brexit-Entscheidung unter Schock stand,brachte die Entscheidung Großbritanniens die Europäische Union zu verlassen weniger schockierende Ergebnisse, besonders für den Immobilienmarkt. London stand in Europa an erster Stelle, wurde aber durch den Rückgang der Immobilienanlagen auf den 27. Platz zurückgedrängt*. Londons Rückgang — bei gleichzeitiger Ungewissheit für den europäischen Wohnimmobilienmarkt als Ganzes — bedeutet jedoch, dass Berlin daraus Nutzen gezogen hat und sich in den Favoriten für Investoren in Europa verwandelt hat. Aber zu welchem Grad war dies das direkte Ergebnis des Brexit-Votums?
Der Londoner Immobilienmarkt stand bereits kurz vor dem Wendepunkt
Es kann argumentiert werden, dass der Immobilienmarkt in London bereits vor der Brexit-Abstimmung im Juni 2016 kurz vor dem Wendepunkt stand. Jahrelange Preiserhöhungen in den meisten Londoner Stadtteilen haben sich schließlich verlangsamt, ebenso wie die Anzahl der Investoren, die sich für Immobilien in London entschieden haben.
Mit seinen erschwinglichen Wohnmöglichkeiten hat sich Berlin (und Deutschland insgesamt) bereits als Hauptkonkurrent der britischen Hauptstadt herauskristallisiert. Laut Emerging Trends in Real Estate Europe 2017 gilt Deutschland dank seines geringeren Risikos mittlerweile als neuer Zufluchtsort für Kapital.
Die Brexit-Unsicherheit
Trotz der Anzeichen dafür, dass sich der Wohnimmobilienmarkt in London bereits vor dem Brexit einpendelte, besteht kein Zweifel daran, dass die Brexit-Entscheidung sich auf das restliche Europa auswirkt. Das Hauptproblem für den Immobilienmarkt ist die Unsicherheit. Niemand ist sich ganz sicher was in Europa passieren wird, wenn Großbritannien die Europäische Union verlässt. Es herrscht Ungewissheit, sowohl für Großbritannien als auch für die übrigen Länder sowie für die Zukunft der EU. Es werden Fragen über die Zukunftsfähigkeit der EU laut. Doch eines ist klar, nämlich der Glaube, dass der Brexit unbestreitbar die britischen Investitions- und Immobilienwerte im Jahr 2017 beeinflussen wird.
Die Zukunft des europäischen Wohnimmobilienmarktes
Was bedeutet das nun für Wohnimmobilien im restlichen Europa? Immobilienexperten sind sich einig, dass Großbritannien von Deutschland als sicheres Immobilieninvestitionsland abgelöst wurde. „Wir sehen Deutschland positiv, denn es wird in vielen Szenarien ein sicherer Hafen sein, auch wenn die Eurozone in die Brüche geht, was nicht das zentrale Szenario darstellt“, sagt ein Global Fund Manager in Emerging Trends in Real Estate 2017.
Laut desselben Berichts belegt Deutschland in ganz Europa für „Overall Prospects 2017“ eine Spitzenposition, mit Berlin auf dem ersten Platz (zum dritten Mal in Folge), Hamburg belegt den zweiten Platz und Frankfurt den Dritten, während München hinter Dublin den fünften Platz einnimmt.
Berlin verzeichnet großes Wachstum und es sind viele neue Wohnbauprojekte im Gange, sowie reichlich Nachfrage für den Kauf dieser Häuser und eine große Anzahl von Mietern in der Stadt. Trotz vieler neuer Wohnbauprojekte besteht ein Angebotsmangel. Gegenwärtige Eigentümer entscheiden sich aufgrund fehlender möglicher Optionen dafür, ihre Investitionen zu behalten. Dies trägt dazu bei, die Preise noch weiter in die Höhe zu treiben.
Die steigenden Immobilienpreise in Berlin beeinträchtigen jedoch nicht das Interesse an der Stadt. Das liegt wohl daran, dass sowohl die Kaufpreise als auch die Mietpreise in Berlin noch immer sehr erschwinglich sind, vor allem im Vergleich zu einem Markt wie London. Es werden groß angelegte neue Wohnsiedlungen gebaut, um zu versuchen, mit dieser steigenden Nachfrage Schritt zu halten, was auch ein stetiges Bevölkerungswachstum von mehr als einem Prozent pro Jahr beinhaltet. Zudem steigen die Einkommen in Berlin, wodurch die Mittelschicht effektiv mehr Kaufkraft hat.
Gute Alternativen zu London
Keine Frage, dass Berlin gegenüber London heutzutage eine sehr gute Option für Immobilien ist und es ist nicht die einzige europäische Stadt, die voraussichtlich davon profitieren wird. Die irische Hauptstadt Dublin ist in Bezug auf Wohnimmobilieninvestitionen eine solide Stadt, während in anderen europäischen Ländern der Konsens zu sein scheint, dass kleinere Städte zu einem größeren Grad von der Brexit-Entscheidung profitieren werden als die größeren. Dies gilt besonders in Frankreich, wo es Bedenken gibt, dass Paris daraus Kapital schlagen kann, während die zweite Stadt des Landes, Lyon, stark aufgestiegen ist. Es wird erwartet, dass auch kleinere Hauptstädte, wie Amsterdam, vom Brexit profitieren werden, während andere europäische Länder und Städte, in denen politische Stabilität herrscht — wie beispielsweise Schweden mit seiner Hauptstadt Stockholm — gewiss vom Brexit profitieren werden.
Zusammenfassend ist es fast noch zu früh, um genau zu wissen, wie sich die Brexit-Entscheidung auf den europäischen Wohnimmobilienmarkt auswirken wird. Es wird angenommen, dass das Vereinigte Königreich und vor allem London durch einen Rückgang der Investitionszinsen betroffen sein wird, während Berlin dafür vorgesehen ist, das neue London zu werden. Im restlichen Europa herrscht eine gewisse Unsicherheit, nicht nur wegen des Brexits, sondern auch wegen der terroristischen Bedrohung und einem gewissen Maß an politischer Instabilität. Allerdings sind Städte wie Dublin, Amsterdam, Stockholm und vor allem Berlin am besten positioniert, um im kommenden Jahr vom Brexit zu profitieren.