Der Trend der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz macht auch vor Hochhäusern nicht halt. Was bei Wohnimmobilien schon längst gang und gäbe ist, wie Nullenergie-, Plusenergie- oder Effizienzhäuser, wird nun auch bei Hochhäusern immer mehr umgesetzt – wenn auch in den meisten Fällen erst einmal in der Planung. Trotz allem ist der Trend unverkennbar.
Die Notwendigkeit ökologische Hochhäuser zu bauen dringt immer mehr in das Bewusstsein von Bauherren und Architekten. „Grüne Riesen“ mit Agrarflächen, die sich zudem komplett selber versorgen können, werden in den Metropolen dieser Welt eine Zukunft haben. Solar- und Windkraft sind unter anderem als wiederverwertbare Energien ideale Möglichkeiten, dies umzusetzen.
Hochhäuser ganz ohne Stahl und Beton
Nun stehen aber auch neben Konzepten zur flächendeckenden Bebauung und aller Energieeinsparung die Baumaterialien selber im Fokus. In der modernen Architektur waren natürliche Baumaterialien wie Holz fast in Vergessenheit geraten. Wenn es ganze Stadtteile, dessen Wohnhäuser nur aus Holz gebaut wurden, schon im Mittelalter gab, so waren Beton, Glas und Stahl die erste Wahl. Man versprach sich eine bessere Stabilität dieser Hochbauten und damit eine ausgereifte Statik. Durch energiebewusste Architekten und Städteplaner ist eine Rückkehr zu natürlichen Bausubstanzen zu erkennen und genau diese Materialien sind mehr denn je wieder gefragt.
Holz steht in Konkurrenz zu modernen Baustoffen
Schon in England, Deutschland und in der Schweiz sind Hochhäuser aus Holz mit neun Stockwerken erfolgreich realisiert worden. Nun wird in Österreich ein Hochhaus in Holzbauweise mit sieben Etagen verwirklicht. Die Notwendigkeit, Holz als ökologischen sowie nachwachsenden Rohstoff zu verwenden liegt hier voll im Trend. Das Projekt ging als Sieger aus dem Wettbewerb „Holzbau in der Stadt“ hervor und zählt zu den innovativen Projekten mit Zukunft und Nachahmungspotenzial. Durch die Verwendung nachwachsender Rohstoffe werden bei diesem Projekt 2.800 Tonnen CO2 eingespart da weniger Stahl und Zement verwendet werden müssen. Die Investitionen dieses Holzhauses nebst Erwerbung der Grundstücke betragen rund 65 Millionen Euro.
Als Grundlage für dieses Vorhaben gilt das Forschungsprojekt „8plus“, das vom Architekten Michael Schluder initiiert wurde. Allein 16 Monate wurden nur für die Forschung verwandt. Das Resultat ergab ein überraschendes Ergebnis: durchaus können Holzkonstruktionen bis zu 20 Stockwerken realisiert werden. Bisher ging man davon aus, dass die Grenzen bei Hochhäusern aus Holz bei acht bis zwölf Etagen liegen.
Die Stadt Wien hat diesen Plan positiv aufgenommen und ihn im vollen Umfang genehmigt, mit dem Ziel vor Augen, mehr Architektur aus Holz zuzulassen. Der Bürokomplex „Marxquadrat“ besteht aus mehreren Türmen mit jeweils neun Geschossen. Auf einem 12.099 Quadratmeter großen Grundstück wird eine Nutzfläche von circa 65.000 Quadratmeter geschaffen. Die Nutzung wird für Gewerbe, Büros, Geschäfte und Wohneinheiten zur Verfügung stehen.
Das größte Holz-Hochhaus der Welt entsteht in Wien
Wohl einmalig dürfte aber das Projekt „HoHo“ sein, das in Hybridbauweise auf einem Grundstück von 4.000 Quadratmetern entsteht und eine Gesamtfläche von 25.000 Quadratmetern betragen soll. Das größte Holz-Hochhaus der Welt mit 84 Metern Höhe und 24 Stockwerken entsteht in der Seestadt Aspern in Wien. Der Rekord bei Holzhäusern liegt derzeit bei 14 Stockwerken. Nutzflächen sind für ein Hotel, Restaurants, Büros, Wellness- und Beauty Unternehmen, sowie Apartments eingeplant.
Diesem Bauvorhaben könnte kein besseres Motto gerecht werden, als das von der Kerbler Gruppe lancierte: „Holz hat Charakter. Holz ist lebendig. Holz steht für zeitlose Eleganz.“ Günter Kerbler als Investor für dieses Vorzeigeprojekt verantwortlich arbeitete zusammen mit Architekten, Statikern und Brandschutzplanern. Die Liebe zum Detail ist in vielen Bereichen schon in der Planung wiederzuerkennen. So erinnern nicht nur die Fassaden an eine reiche Holzstruktur. Im Innenbereich sind von der Decke bis zum Boden hochwertige Materialien aus Edelhölzern vorgesehen, die teilweise besondere Formen und Details aufweisen. Die Räume können flexibel genutzt werden und selbst nachträgliche Änderungen sollen durch Elemente jederzeit möglich sein, um variables Wohnen zu gewährleisten.
Bei diesem Bauprojekt stand nicht nur das natürliche Material Holz im Fokus. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Holzbauanteil bei rund 75 Prozent liegt. Ebenso kommt ein Low Tech High Energy-Konzept zum Tragen. Das HoHo wird damit dem Standard des Passivhauses gerecht. Der Baubeginn soll im Frühjahr 2016 sein und nach nur zwei Jahren abgeschlossen werden.
